JAKOBUS-KAPELLE

DIE GLOCKEN DER KAPELLE IN WERTHHOVEN

- von Frank Hüllen, Niederbachem -

Als ältestes Gebäude der Gemeinde Wachtberg gilt die Jakobuskapelle in Werthhoven. Obwohl ihre Baugeschichte bisher nicht erforscht wurde, könnte sie in wesentlichen Teilen noch auf die Kapelle des karolingischen Königshofes zurückgehen, das sich hier im 8./9. Jahrhundert befand. Am 4. Juni 898 schenkte König Zwentibold zum Dank für die genossene Gastfreundschaft sein Hofgut zu Pissunhem (Pissenheim = alter Name von Werthhoven) an das Stift zu Essen. In diesem Zusammenhang wird auch erstmals die zu dem Hof gehörige Kirche – wohl der Vorgängerbau der jetzigen Kapelle – erwähnt.

In späteren Jahrhunderten unterstand die Kapelle dem Patronat der Herren von Pissenheim, nach deren Aussterben dann dem der Burggrafen zu Drachenfels-Gudenau. 1667 verordnete Kurfürst Maximilian Heinrich die Vereinigung des Altares S. Jacobi in Bissenheim mit der Vikarie Beatae Mariae  Virginis in Villip. In pfarrorganisatorischer Hinsicht gehörte Werthhoven seit spätestens 1498 zur Pfarre Berkum.

Um 1819 muss sich die Kapellen in einem äußerst schlechten Zustand befunden haben. Der damalige Berkumer Pfarrer Laufenberg notierte: „Sie ist in einem solchen baulosen Zustand, dass sie dem Einsturz droht“. Paramente, Kelche u. s. w seien so schlecht, dass sie den Gottesdienst entweihten. Der Pfarrer erklärte öffentlich, er werde keine Messe mehr dort halten, bis die Kapelle so eingerichtet sei, wie es der Würde eines Gotteshauses entspreche.

1890 plante man, die Kapelle abzureißen und die Steine für einen Neubau zu verwenden. Auch 1939 gab es noch einmal Überlegungen, das Gebäude zumindest teilweise niederzulegen und durch den Anbau eines Querschiffs und eines neuen Chors zu erweitern. Zum Glück zerschlugen sich diese Pläne. Im Krieg wurde die Kapelle geringfügig beschädigt.

Auffallend ist der vollständig verschieferte Turm, in dem nicht weniger als drei Glocken hängen. Zwei davon gehören zu den ältesten des Drachenfelser Ländchens überhaupt. Die kleinere, die aufgrund ihrer Formen ins 15. Jahrhundert datiert wird, trägt die Inschrift „Got grois Dich Maria vol der Genaden der Herre is mit dir“. Sie ist rund ¾ Zentner schwer, Schlagton cis’’. Etwa 1 ½ Zentner wiegt die Jakobusglocke, die laut Inschrift im Jahr 1578 gegossen wurde: „Sante Jacob heißen ich. Anno domini 1578“; Schlagton h’.

Trotz ihres hohen Alters mussten beide Glocken im II. Weltkrieg abgeliefert werden. Als der Pfarrer am 16. Mai 1942 zur Messfeier nach Werthhoven kam, standen schon vier Männer bereit, um die Glocken mitzunehmen. Als Ersatz erhielt die Kapelle im November 1943 eine Zinkglocke. Da Glocken damals nur als Alarmvorrichtungen erlaubt waren, hatte man sie als Luftschutz-Alarmglocke für einen Privatbesteller in der Gemeinde deklariert.

Die beiden abgelieferten Glocken konnten 1947 in der zentralen Glockensammelstelle in Hamburg identifiziert werden. Mit dem Schiff kamen sie bis Düsseldorf, von dort mit einem Autolastwagen am 1. Oktober 1947 zurück nach Werthhoven. Seit Ostern 1948 erklingt zur Freude der Einwohner wieder das altgewohnte Geläut, ergänzt um die Notglocke aus dem II. Weltkrieg.

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